Biosynthese des Cholesterins
Vom  menschlichen Organismus werden in Form von Gallensäuren täglich etwa 1 g Cholesterin ausgeschieden, eine ebenso  grosse Menge muss infolgedessen nachgeliefert werden. Der grösste  Teil davon entsteht durch Neusynthese, da nur etwa 0,3 g  Cholesterin/Tag bei ausgeglichener Ernährung mit den Nahrungsmitteln  aufgenommen werden.  
Cholesterin  ist ein typisches Produkt des tierischen Stoffwechsels und  kommt daher in grösseren Mengen nur in Nahrungsmitteln tierischen  Ursprungs wie Muskelfleisch, Leber, Hirn und Eigelb vor. 
In  Anbetracht der Tatsache, dass Cholesterin ein essentieller  Bestandteil tierischer Membranen ist, muss man davon ausgehen,  dass alle Zellen des Organismus zur Cholesterinbiosynthese  befähigt sind. Sämtliche C-Atome des Cholesterins stammen  vom Acetyl-CoA ab.  
Die  erste Phase der Cholesterinbiosynthese besteht in der Herstellung  aktivierter Isoprenreste. Diese leiten sich formal vom 2-Methyl-Δ1,3-Butadien ab und stellen die Ausgangsprodukte nicht nur für die Biosynthese  des Cholesterins und damit der Steroide, sondern auch  der Terpene dar, die die verschiedensten Funktionen in der  Natur übernehmen. 
Bei  der Biosynthese des aktiven Isoprens stellt sich dem  Organismus das Problem, aus Acetyl-CoA einen verzweigten, aus fünf  C-Atomen bestehenden Körper zu synthetisieren. Zu diesem Zweck  wird zunächst durch Kondensation von drei Molekülen Acetyl-CoA mit dem Zwischenprodukt Acetacetyl-CoA das β-Hydroxy-β-Methylglutaryl-CoA (HMG-CoA) synthetisiert. Diese Verbindung ist auch ein  Zwischenprodukt der intramitochondrial stattfindenden  Ketonkörperbiosyntese. Für die Cholesterinbiosynthese wird  allerdings cytosolisches HMG-CoA benötigt. 
  
 
Zunächst  wird HMG-CoA durch die HMG-CoA-Reduktase unter Verbrauch  von zwei mol NADPH/H+ reduziert. Die Reduktion erfolgt  unter Abspaltung von CoA-SH, das Produkt ist die Mevalonsäure.   
Regulation der Cholesterinbiosynthese
Das  Reaktionsgeschwindigkeits-bestimmende Enzym für die gesamte  Cholesterinbiosynthese ist die HMG-CoA-Reduktase. Im Hunger ist  die Aktivität dieses Enzyms deutlich reduziert, was das Absinken  des Cholesterinspiegels beim Fasten erklärt.   
Abbau des Cholesterins
Cholesterin  findet sich als integrierender Bestandteil der Membranen tierischer  Zellen und ist darüber hinaus Ausgangspunkt für die Biosynthese der  Steroidhormone. Da Membranen wie auch die Steroidhormone einem  raschen Umsatz unterliegen, sind Abbau und Ausscheidung von  Cholesterin wichtige Vorgänge. 
Die enzymatische Ausstattung des Organismus zum Abbau des Cholesterins ist ungenügend. 
Cholesterin  wird hauptsächlich über die Galle ausgeschieden. Die einzige  Modifikation des Cholesterins, die dem Organismus möglich ist, ist  die Umwandlung von Cholesterin in Gallensäuren. Beim  Menschen werden etwa 1 g Cholesterin / 24 h in der Leber in  Gallensäuren umgewandelt. Im Duodenum sind diese unerlässlich für  die Lipidresorption. Ein grosser Teil des intestinalen  Gallensäurepools wird rückresorbiert und gelangt wieder in  die Leber, um erneut via Galle in den Darm ausgeschieden zu werden  (enterohepatischer Kreislauf der Gallensäuren). Etwa 1 g  Gallensäuren / 24 h gelangt in die tieferen Darmabschnitte und wird  nach bakterieller Zersetzung ausgeschieden. 
  
 
Transport der Lipide im Blut
Extrahiert  man die Lipide des Blutplasmas mit geeigneten organischen  Lösungsmitteln, so finden sich: 
  - Cholesterin und Cholesterinester
 
  - Phosphoglyceride
 
  - Triacylglycerine
 
  - Unveresterte  	langkettige Fettsäuren 
 
 
Bei  Lipiden überwiegen die hydrophoben Eigenschaften. Es ist  deswegen verständlich, dass ihr Transport in dem wässrigen Medium  des Blutplasmas schwierig ist. Für die mengenmässig unbedeutende  Fraktion der nicht veresterten Fettsäuren steht als Transportvehikel  das Serumalbumin zur Verfügung. Alle anderen Lipide des Plasmas  müssen durch Bindung an spezifische Transportproteine in Form der  Lipoproteine transportiert werden.  
Aufbau der Lipoproteine
Aufgrund  ihrer Dichte können Lipoproteine in vier Haupklassen  eingeteilt werden: 
  -  Very low density lipoproteins (VLDL)
 
  -  Low density lipoproteins (LDL)
 
  -  High density lipoproteins (HDL)
 
  - Chylomikronen (Sie besitzen eine Dichte noch unterhalb der VLDL – sehr  	lipidreich)
 
 
Entsprechend  ihrer verschiedenen Dichte unterscheiden sich die Lipoproteine sowohl  bezüglich ihres Lipidgehalts als auch bezüglich des Verhältnisses von Lipiden zu Proteinen. 
In den  Chylomikronen beträgt dieses Verhältinis 99:1 (90% der Lipide sind  Triacylgylcerine, 6% Cholesterin und nur 4% Phospholipide). Ueber  VLDL, LDL und HDL nimmt das Lipid-Protein-Verhältnis bis auf 50:50  bei den HDL ab. In der gleichen Reihenfolge sinkt auch der Anteil von  transportierten Triacylglycerinen. Den höchsten Cholesteringehalt  zeigt die LDL-Fraktion, den höchsten Phosphoglyceridgehalt die  HDL-Fraktion. 
Dass  sich die einzelnen Lipoproteinklassen auch bezüglich ihrer Proteinzusammensetzung unterscheiden, wird aus ihrem elektrophoretischen Verhalten klar, welches eine weitere  Einteilungsmöglichkeit liefert. Während Chylomikonen keine  elektrophoretische Beweglichkeit haben, wandern LDL mit der  β-Globulin-Fraktion, HDL mit der  α-Globulin-Fraktion. Sie werden  dementsprechend als α- bzw. β-Lipoproteine bezeichnet.  
Lipoproteinklassen besitzen spezifische  Apolipoproteine 
  
  
  
  
    Apolipoprotein | 
    Lipoprotein | 
    Funktion | 
   
  
    B100  | 
    VLDL, LDL  | 
    Ligand des B-Rezeptors  | 
   
  
    B48   | 
    Chylomikronen  | 
    Strukturelement  | 
   
  
    E | 
    VLDL, HDL  | 
    Ligand des E-Rezeptors, Bindungsstelle des  			Lipopro-teins bei der Lipidassimilation durch die Gewebe.  | 
   
 
Aufgrund  der amphiphilen Natur der Apolipoproteine konnte ein  Strukturmodell für Lipoproteine entworfen werden. Der Kern des  Lipoproteinpartikels besteht aus apolaren Lipiden, besonders  Cholesterinestern. Die amphiphilen Apolipoproteine orientieren sich  mit ihrer hydrophilen Seitenkette zur wässrigen Phase, also dem  Plasma, mit der hydrophoben Seite dagegen zum apolaren Kern hin.  Zwischen den Apolipoproteinen ragen die hydrophilen Gruppen der  Phosphoglyceride und Cholesterin heraus.   
Stoffwechsel der Lipoproteine 
Triacylglycerinreiche Lipoproteine entstehen in  Darm und Leber 
Chylomikronen und VLDL sind die besonders triacylglycerinreiche  Lipoproteine. Die ersteren sind für den Transport von mit der  Nahrung aufgenommenen Triacylglycerinen, die letzteren für den  Transport von in der Leber aus endogenen Quellen synthetisierten  Triacylglycerinen verantwortlich. 
Chylomikronen  entstehen in den Mucosazellen der duodenalen Schleimhaut. Die  Kapazität der intestinalen Mucosa zur Synthese von VLDL ist relativ  gering, jedoch sind Hepatocyten in grossem Umfang zur  VLDL-Biosynthese und –sekretion fähig.  
Abbau der triacylglycerinreichen Lipoproteine  durch die Lipoproteinlipase
Am  Abbau der Triacylglycerin-reichen Lipoproteine sind in besonderem  Umfang die exrahepatischen Gewebe beteiligt. Allerdings  bestehen beträchtliche Unterschiede in den Abbauwegen für  Chylomikronen und VLDL. 
Unmittelbar  nach ihrem Erscheinen im Blut ändert sich die Oberfläche der  Chylomikronen. Es erfolgt ein Austausch der Apolipoproteine des Typs C und E zwischen HDL und Chylomikronen. 
Beim  Abbau der Chylomikronen durch die Lipoproteinlipase gehen 70-90% des  Triacylglyceringehalts verloren. Gleichzeitig findet ein beträchtlicher Verlust an Apolipoproteinen sowie Cholesterin statt. Das Ueberbleibsel des Chylomikronenabbaus, welches als Remnant (= engl. Ueberbleibsel) bezeichnet wird, gelangt  zur Leber. Dort erfolgt über spezifische Rezeptoren für die  Apolipoproteine B und E eine Internalisierung und damit schliesslich  ein Abbau dieses Restpartikels. 
Im  Gegensatz zu Chylomikronen werden VLDL in der Leber synthetisiert und ans Blut abgegeben. Auch hier erfolgt zunächst durch  Wechselwirkungen mit HDL-Partikeln eine Anreicherung mit den  Apolipoproteinen E und C. Beim Abbau der VLDL-Partikel entsteht  ein Partikel intermediärer Dichte, das IDL (IDL =  engl. intermediate density lipoprotein). Auf einem in seinen  Einzelheiten nicht aufgeklärten Weg werden in der Leber aus IDL  die LDL-Partikel gebildet.  
 Den triacylglycerinreichen Lipoproteinen kommt somit eine klare  Funktion im Lipidstoffwechsel zu. Als Chylomikronen transportieren  sie Nahrungstriacylglycerine, als VLDL endogen synthetisierte  Triacylglycerine vom Darm bzw. der Leber in das Kapillarendothel und  in extrahepatische Gewebe. Dort erfolgt der Abbau eines grossen Teils  ihrer Acylglycerine, was mit einer Formveränderung sowie mit einem  Apolipoproteinaustausch, vor allem mit HLD-Lipoproteinen, einhergeht.  Hierbei entsteht im Fall der Chylomikronen die HDL sowie von der  Leber abgebaute Ueberbleibsel, im Fall der VLDL über die  Zwischenstufe der IDL letzten Endes die LDL. 
Funktion der LDL-Lipoproteine 
Von  den Plasmalipoproteinen enthalten die LDL am meisten Cholesterin  und Cholesterin-ester, die entsprechend der Herkunft der LDL aus  der Leber stammen und von dort zu den extrahepatischen Geweben  transportiert werden, wo sie meist als Membranbauteile Verwendung  finden. 
Entscheidend  für die Aufnahme der LDL durch eine Zelle ist, dass zunächst die  LDL-Partikel an einen spezifischen, in der Plasmamembran der  Zielzelle gelegenen Rezeptor, den LDL-Rezeptor, binden. Sein  Ligand ist das Apolipoprotein B100. Die  Bindung von LDL an die LDL-Rezeptoren löst die Aufnahme der  LDL-Partikel in die Zelle durch Endozytose aus. Die  inkorporierten LDL assoziieren mit Lysosomen unter Bildung von sekundären Lysosomen. Intralysosomal erfolgt ihr Abbau, wobei  das Apolipoprotein B100 durch lysosomale  Proteasen gespalten wird. Die in den LDL-Partikeln enthaltenen Cholesterinester werden durch eine lysosomale saure Lipase  hydrolysiert, wonach das freie Cholesterin das Lysosom  verlässt. An den Membranen des endoplasmatischen Retikulums  beeinflusst Cholesterin nun zwei Enzyme: 
  - Zum  	einen reduziert es die Aktivität der HMG-CoA-Reduktase durch  	eine Reduktion der Transkription des zugehörigen Gens und unterdrückt auf diese Weise die Geschwindigkeit der  	Cholesterinbiosynthese.
 
  - Zum  	anderen aktiviert es die Acyl-CoA-Cholesterin-Acyltransferase (ACAT), was zu einer Veresterung des Cholesterins mit Speicherung  	der entstehenden Cholesterinester in den Lipidtropfen der Zelle führt.
 
 
Auf  diese Weise spielt der LDL-Rezeptor extrahepatischer Gewebe eine  bedeutsame Rolle im Cholesterinstoffwechsel. Er ist für die  Bindung und Aufnahme der cholesterinreichen LDL-Partikel  verantwortlich und sorgt damit für eine Senkung des  Cholesterinspiegels im Plasma. Zusätzlich vermittelt er eine Hemmung der Cholesterinbiosynthese extrahepatischer Gewebe und  verhindert so eine Ueberschwemmung der Zellen mit Cholesterin. 
Der  LDL-Rezeptor wird im rauhen endoplasmatischen Reticulum in Form eines  Präkursorproteins synthetisiert und wie alle Glykoproteine im rauhen  endoplasmatischen Retikulum sowie im Golgi-Apparat prozessiert.  Darauf erscheint der LDL-Rezeptor an der Zelloberfläche. Der  cytoplasmatische Teil des Rezeptorproteins kann in Wechselwirkung mit Klathrin treten, so dass sich der Rezeptor in coated pits sammelt und in dieser Form zur Bindung von LDL-Partikeln bereit ist.  Es kommt zur Endozytose dieser coated pits, wobei deren  Klathrinschicht verlorengeht und endocytotische Vesikel entstehen. In  ihnen sinkt der pH-Wert wegen des Vorhandenseins einer ATP-getriebenen Protonenpumpe, so dass es zur Dissoziation  von LDL und Rezeptor kommt. Die ersteren werden danach in  Lysosomen abgebaut, der Rezeptor jedoch kehrt in Form kleiner Vesikel  wieder zur Zelloberfläche zurück und steht für die Bindung  weiterer Lipoproteine zur Verfügung.  
Funktion der HDL-Lipoproteine 
Es  gilt als gesichert, dass beim Abbau von Chylomikronen in  extrahepatischen Geweben discoidale HDL-Partikel entstehen. Ausserdem  liefern wahrscheinlich auch der Darm und die Leber entsprechende  HDL-Vorstufen. 
Eine  der Hauptfunktionen der HDL besteht im reversen  Cholesterintransport, nämlich dem Transport von  extrahepatischem Cholesterin zur Leber als dem Hauptausscheidungsort  des Cholesterins. 
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